Durstversuch mit Desmopressintest
Präanalytik
- Auf Grund der möglichen Exsikkose stationäre Überwachung empfehlendswert (RR und Herzfrequenz regelmässig überwachen).
- vor 7 uhr morgens am Testtag letzte Mahlzeit mit Flüssigkeitsaufnahme (kein Kaffee), danach nüchtern bleiben. Kein Rauchen. Dauer: ca. 12 Std.
- Auf Grund der schwierigen Präanalytik des ADH sollte stattdessen Copeptin aus Serum bestimmt werden
- Serum und Urin für die Osmolalität können bei Raumtemperatur transportiert werden und sind bei 4 ° lagerungsstabil.
- Kontraindikation: Schwere Akuterkrankung, Elektrolytstörungen, Fieber, akute Herz- bzw. Niereninsuffizienz.
Material
je 2 ml Serum
je 10 ml Urin
Normbereich
Bewertung vor Einnahme von Minirin:
Anstieg der Urin-Osmolalität (Uosm) > 800 mosmol/kg, keine weitere Änderung durch Minirin: Normalbefund.
Quotient Uosm/Sosm < 1 am Ende der Durstphase vor Miniringabe= kompletter Diabetes insipidus (zentral oder nephrogen)
Inkompletter Anstieg der Uosm (bis ca. 750 mosmol/kg) = part. Diab. insipidus (zentral/nephrogen) oder primäre Polydipsie
Bewertung nach Einnahme von Minirin:
Nachweis kompl. Diab. insipidus und
- Anstieg Uosm >/gleich 50% durch Minirin = zentraler Diab. insipidus
- Anstieg Uosm </gleich 10% durch Minirin = nephrogener Diab. insipidus
Partieller Diabetes insipidus oder psychogene Polydipsie und
- Anstieg Uosm 10-50% durch Minirin = partieller zentraler Diab. insipidus
- Anstieg Uosm </gleich 10% durch Minirin = partieller nephrogener Diab. insipidus oder primäre Polydipsie (hierbei Serum-Na und Se-Osmolalität initial eher vermindert
Methodik
Immunoassay (Copeptin)
Gefrierpunktserniedrigung (Osmolalitäten)
Photometrie (Natrium)
Akkreditierte Untersuchung
JaInformationen
Indikation: Diagnose bzw. DD des Diabetes insipidus (zentralis/renalis), Abgrenzung psychogene Polydipsie
Durchführung: Morgens ca. 7 Uhr Pat. wiegen, Urinmenge messen. Basisentnahme (Serum + Urin, Parameter: Serumosmolalität, Natrium, Copeptin und Urinosmolarität).
Stündlich Gewicht und Urinmenge, Puls und Blutdruck messen, aus dem Urin die Urinosmolarität messen.
Alle 2 Std. dazu Blutentnahme (Serum für Natrium, Serum-Osmolarität, am Ende mit Copeptin)
Dauer: max. 12 Std.
Abbruchkriterien: Unerträglicher Durst, Kreislaufdysregulation mit deutlichem Blutdruck-Abfall, Gewichtsverlust > 3-4% des Ausgangsgewichts, Serum-Natrium- bzw. Osmolarität (> 150 mmol/l bzw. > 300 mosmol/kg), Anstieg der Urinosmolarität > 800 mosmol/kg, Inkrement des Anstiegs der Urinosmolalität < 30 mosmol/kg/h über 3 Std.
Nach der Durstphase werden, falls klinisch möglich, 20 µg Desmopressin (Minirin) intranasal verabreicht und die Urinosmolalität in der nächsten Urinportion nach 2 Std. gemessen oder alternativ 4 µg Desmopressin iv. oder sc. und die Urinosmolalität nach 30, 60 und 120 min gemessen.
Physiologie: ADH (=Vasopressin) stammt aus dem Hyphophysenhinterlappen und ist für die Regulierung des Flüssigkeitsvolumens/Wasserrückresorption über die Niere verantwortlich. Fehlt ADH kommt es zur mangelnden Wasserretention mit starker Wasserausscheidung (Polyurie bis zu 15- 20 Litern pro Tag), starkem Durstgefühl mit Aufnahme großer Mengen Flüssigkeit. Bei Durst steigt normalerweise die ADH-Konzentration im Blut an und ebenso die Urinosmolarität.
Indikationen
- siehe auch Diabetes insipidus
- siehe auch Polydipsie
Informationsstand
09.01.2024