Zylinder im Urin

Präanalytik

nur frischen Urin verwenden

Material

10 mL Spontanurin

Normbereich

negativ

Methodik

Mikroskopie

Akkreditierte Untersuchung

Ja

Informationen

Harnzylinder sind Ausgüsse der Harnkanälchen und erscheinen daher als zylinderförmige, scharf begrenzte mikroskopische Strukturen im Urinsediment. Sie sind rollenförmig zusammengeballte Strukturen aus einem nur in der Niere gebildet Protein (Tamm-Horsfall-Mukoprotein, THM) , die zusätzlich Erythrozyten, Leukozyten, Fettkügelchen, abgestoßenen Epithelzellen (Epithelzylinder) oder Pigmente enthalten können. Die Zylinder entstehen meistens im distalen Tubulus des Nephron. Ihr Aussehen richtet sich nach der Durchflussgeschwindigkeit. Bei einem langsamen Harnfluss ist der Zylinder breiter, als bei einem schnelleren Harnfluss.
Hyaline Zylinder: Am häufigsten sind die hellen, hyalinen Zylinder, die gelegentlich auch beim Gesunden zu beobachten sind. Mikroskopisch sehen sie zigarrenförmig aus und sind nahezu transparent mit einer recht glatten Oberfläche. Hyaline Zylinder bestehen aus Tamm-Horsfall-Protein, einem Mucoprotein, das vom distalen Tubulus sezerniert wird. Sie kommen bei Fieber, als Folge einer Medikation zur Entwässerung (Diuretika) oder körperlicher Anstrengung vor und sind ohne diagnostische Bedeutung.
Lipoidzylinder: Durch Einlagerungen von Fettkügelchen und Proteinen in einen hyalinen Zylinder entstehen Lipoidzylinder. Diese können beim nephrotischen Syndrom und bei schwerer Proteinurie gelegentlich beobachtet werden.
Epithelzylinder: Epithelzylinder enthalten unveränderte oder körnig getrübte Epithelien und bestehen aus abgeschilfertem Tubulusepithel. Sie deuten auf eine schwere Schädigung des Tubulusapparates hin und weisen auf ischämisch oder toxisch bedingte Tubulusschäden hin.
Wachszylinder: Wachszylinder sind mattglänzend und bestehen nahezu ausschließlich aus Plasma-Proteinen. Ihr Vorkommen setzt eine hohe Proteinkonzentration im Tubuluslumen voraus und ist immer ein Zeichen einer Nephropathie. Besonders häufig werden Wachszylinder bei der diabetischen Nephrosklerose und bei chronischer Nierenentzündung beobachtet.
Granulierte Zylinder: Granulierte Zylinder bestehen aus THP und verschiedenen Auflagerungen von Fett, Zelltrümmern oder Protein und entstehen durch Einbettung von Plasmaproteintröpfchen oder von Zellfragmenten in die Mucoprotein-Matrix. Das Auftreten granulierter Zylinder setzt eine erhöhte Proteinkonzentration in einzelnen Tubuli voraus. Es ist daher ein Indikator einer Proteinurie. Sie kommen aber im Rahmen von schweren Allgemeinerkrankungen vor.
Pigmentzylinder: Pigmentzylinder bestehen aus THP und Einlagerungen verschiedener Pigmente. Hämoglobinzylinder weisen auf eine Glomerulonephritis, Hämoglobinurie auf Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung hin, Bilirubinzylinder treten bei Hepatitis und Cholestase, Myoglobinzylinder bei ausgeprägter Muskelzerstörung auf.
Erythrozytenzylinder und Leukozytenzylinder: Hyaline Zelleinschlüsse (Leukozyten, Erythrozyten) in die homogene Matrix der Zylinder weisen auf den renale Ursprung dieser Zellen hin. Erythrozytenzylinder bestehen aus THP und Erythrozyten und deuten auf eine Glomerulonephritis hin. Sie gelten als Hinweis für eine Blutung innerhalb der Niere. Leukozytenzylinder bestehen aus THP und Leukozyten und finden sich bei bakteriellen Nierenentzündungen und auch bei Erkrankungen der Nierenkörperchen.

Informationsstand

24.05.2022

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