Hämochromatose Typ 1 (HFE-Mutationen H63D, S65C, C282Y)
Präanalytik
Einwilligungserklärung des Patienten einholen
Anforderungsschein und Einwilligungserklärung Molekulargenetik
Material
2 ml EDTA-Blut (alternativ Citrat-Blut)
Methodik
Realtime-PCR und Schmelzkurvenanalyse
Akkreditierte Untersuchung
JaInformationen
Mit einer Inzidenz von 1:400 bis 1:200 gehört die autosomal-rezessiv vererbte Hämochromatose zu den häufigsten erblichen Stoffwechselerkrankungen. Es handelt sich hierbei um eine Störung im Eisenstoffwechsel, welche zu einer überhöhten Eisenaufnahme und einer progressiven Eisenüberladung des Körpers führt. Der Überschuss lagert sich in parenchymalen Organen wie Leber, Herz und Pankreas ab, was Erkrankungen wie Leberzirrhose, Leber-Karzinomen, Diabetes mellitus, Kardiomyopathie, endokrine Störungen und vermehrte Hautpigmentierung („Bronze-diabetes“) hervorrufen kann. Bei rechtzeitiger Diagnose kann z.B. eine Aderlasstherapie das Auftreten schwerer Symptome vermeiden.
Die genetische Grundlage der hereditären Hämochromatose vom Typ 1 liegt meist in dem auf Chromosom 6 lokalisierten HFE-Gen. Die häufigste Mutation des HFE-Gens ist ein Austausch von Guanin zu Adenin an Position 845, was auf Proteinebene zu einer Substitution von Cystein durch Tyrosin an Position 282 führt (C282Y; rs1800562). Eine zweite Mutation entsteht durch einen Austausch von Cytosin zu Guanin an Position 187, welcher wiederum auf Proteinebene die Substitution von Histidin durch Aspartat an Position 63 (H63D; rs1799945) bewirkt. Während ca. 80-90% der Patienten mit klinischer Hämochromatose homozygot die C282Y-Mutation aufweisen, ist der Beitrag der H63D-Mutation zur Krankheitsentstehung gering, es sei denn, sie liegt heterozygot mit C282Y vor, was bei ca. 5% der Hämochromatose-Patienten der Fall ist. Die Mutation S65C (Serin zu Cystein; rs1800730), welche durch einen Austausch von Adenin durch Thymin an Nukleotidposition 193 entsteht, kommt vermehrt bei Patienten mit einer milden Form der hereditären Hämochromatose vor, die weder C282Y noch H63D aufweisen. Die Mutationen im HFE-Gen beeinträchtigen die Regulationsmechanismen, welche die Eisenabsorption im Darm und die Eisenfreisetzung aus internalen Speichern im Gleichgewicht halten, was als die wichtigste Ursache für die Eisenüberladung anzusehen ist. Allerdings erkranken nicht alle Patienten mit nachgewiesener homozygoter oder compound heterozygoter HFE-Mutation, die Daten zur Penetranz sind in verschiedenen Studien uneinheitlich (höchste Penetranz offenbar bei homozygoter HFE C282Y-Mutation mit einer Eisenüberladung bei etwa 38-50% und einer Hämochromatose bei etwa 10-33% der Patienten).
Zu beachten ist, dass im HFE-Gen weitere seltene Mutationen bekannt sind, die ebenfalls eine Hämochromatose vom Typ 1 verursachen können. Zu beachten ist weiterhin, dass neben der Hämochromatose Typ 1 weitere, sehr seltene genetisch bedingte Hämochromatoseformen existieren. Bekannt sind zur Zeit u.a. die juvenile Hämochromatose (Typ 2A: rezessive Mutation in HJV, Typ 2B: rezessive Mutation in HAMP) und die Hämochromatosen der Typen 3 (rezessive Mutation in TRF2), 4 (dominante Mutation in SLC11A3; Aderlasstherapie hier kontrainduziert) und 5 (dominante Mutation im H-Ferrittin; Aderlasstherapie hier kontrainduziert). Bei weiter bestehendem Verdacht auf eine Hämochromatose kann nach Rücksprache daher ggf. eine weiterführende Diagnostik in einem Fremdlabor beauftragt werden.
Informationsstand
06.03.2023